Einführung in das Werk von Karl Schmeichel durch den Kulturjournalisten
Peter Groth im Kunstverein Osterholz,
Vernissage 30. April 2023, Gut Sandbeck

Liebe Gäste,
„Es bleibt nichts, wie es ist“ hat Karl Schmeichel seine Ausstellung hier auf Gut Sandbeck genannt. Natürlich, erst einmal ist das eine Binsenweisheit. Alles ist im Fluss, alles bewegt sich, alles ist vergänglich – und wir können grundsätzlich rein gar nichts daran ändern. Auch wenn sich Schmeichel, der nun schon das 70. Lebensjahr hinter sich gelassen, wie wohl beinahe jeder Mensch sehr mit dem Thema der Vergänglichkeit, auch der eigenen, beschäftigt – hier münzt er diesen Satz auf seine Kunst, auf diese Ausstellung.
Karl Schmeichel begegnet uns hier als Zeichner und als Objektemacher. Und an diesen Objekten lässt sich der Ausstellungstitel wohl am besten nachvollziehen. Sie sehen hier Bleche, sie sehen hier Drahtgebilde und auf den ersten Blick undefinierbare Metallstücke, die eines gemeinsam haben: ihren längst verflossenen Gebrauchswert, der wohl viele Jahre zurückliegt. Und sie haben zumeist schon ziemlich viel Rost angesetzt, so dass die Bleche hinter mir schon ziemlich angefressen und löchrig sind. Schmeichel hat alle diese Materialien auf dem Grundstück seines Hauses in Sottrum gefunden – der Vorbesitzer hatte sie im Schuppen abgelegt oder, wenn sie wirklich nicht mehr zu gebrauchen waren, einfach vergraben.
Nun ist zwar kein Kraut gegen die Vergänglichkeit, gegen den Zerfall gewachsen, aber Karl Schmeichel hat sich überlegt, dass er aus diesen Blechen und Eisenstücken etwas machen kann – es zerfällt alles, aber es lebt doch! Vergänglichkeit ist also noch lange kein Grund, bedrückt zu sein. Besser ist, wenn man sein Dasein nach allen Kräften und mit allen Mitteln gestaltet, auch wenn der Zerfallsprozess dadurch nicht aufzuhalten ist. Die Bleche hat er 2015 mit Kleber, Sand und Eitempera um grafische Muster erweitert. Die alte Türzarge erhielt eine Kugel und wurde „Fischig“, die Fensterhaken zu einem „Griffig“ genannten Türmchen aufgebaut. Die kaum noch als Schrauben zu erkennenden Teile schweißte Schmeichel umeinander und nannte das Objekt „Füssler“.
Alle diese Gegenstände sind im Grunde geblieben, was sie einmal waren. Werden, Vergehen, Neuwerden – nun leben sie weiter, bis Rost, Schweißnähte und Farbe nichts mehr zusammenhalten und sie endgültig zerfallen.
Es bleibt nichts, wie es ist – um jetzt zu den Zeichnungen zu kommen, muss ich nicht auf die zerdepperten Dachpfannen draußen auf dem Flur über dem roten Sofa verweisen, eine schon 2009 entstandene Farbstiftzeichnung. Viele der Zeichnungen hier im Raum zeigen auch technische Objekte oder Anlagen, die es so wahrscheinlich nur noch in Handwerkermuseen gibt. Und wenn sie nicht wie Räderwerke, Pumpen, Flansche, Sägen oder Dampfkessel aus einer anderen technischen Zeit zu stammen scheinen, so sind das unverkleidete Hochregallager, die Strommasten und die aufgereihten leeren Kabeltrommeln doch Relikte einer Welt, die die Bildende Kunst nicht unbedingt im Blick hat.
Karl Schmeichels Faszination für technische Objekte aus unterschiedlichen Epochen hat etwas mit seiner Biografie zu tun. Vor seinem Studium an der Werkakademie für Gestaltung in Kassel, hat er eine klassische Ausbildung als Maschinenschlosser absolviert. Er hat Maschinen für die pharmazeutische Industrie konstruiert, bei denen es auf jeden Zehntelmillimeter ankam, hat später Möbel gebaut und dann erst in schon fortgeschrittenem Alter studiert. Technisches Verständnis, Materialkenntnis und Präzisionsarbeit sind ihm eigen. Schmeichel erkennt zudem das visuelle Potential von technischen Objekten, die früher oder heute alltäglich waren.
Um Bilder zu beschreiben, möchte ich auf ein Wort eines bedeutenden Zeichners zurückgreifen, das Schmeichels Ansatz ganz gut beschreibt – Albrecht Dürer sprach vom Zeichnen als „Herausreißen aus der Natur“. Ohne polemisches Pathos, ohne polemische Sentimentalität, ja beinahe spröde oder trocken nimmt sich Schmeichel ein Objekt vor. Er entkleidet es von seiner Umgebung und aus seiner arbeitstechnischen Verwendung, macht die Zahnräder, Schraubstöcke, das Gewirr von Stangen und verschraubten Zwischenstücken quasi nackig.
Karl Schmeichel entscheidet über die Bildmächtigkeit eines manchmal sehr profanen Objekts, entwickelt ein Stillleben mit ausgeklügelten Fluchtlinien, wohl durchdachter Lichtregie, rigorosen An- und Ausschnitten und entwickelt so einen solide durchkonstruierten Bildaufbau. Als Gedächtnisstütze benutzt er am heimischen Arbeitstisch eine Vielzahl von Fotografien des zu bearbeitenden Motivs. Es entsteht eine Poesie der Stille, eine Ordnung in der Unordnung der allgegenwärtigen Bilderflut. Schmeichels Zeichnungen stemmen sich gegen das Flüchtige, gegen die massenhaft und schnell zirkulierenden bunten Bilder. Hier trifft eine kluge Bemerkung des großen brasilianischen Fotografen Sebastiao Salgado ganz gut: Die Wirklichkeit ist farbig, die Wahrheit schwarzweiß.
Immer sind es die Strukturen in den Zeichnungen Schmeichels, die wir eigentlich kennen, aber doch nicht so intensiv wahrgenommen haben wie er. Er durchdringt Strukturen, Geflechte und Gewebe, zeigt, wie er eine technische oder auch eine landschaftliche Form wahrnimmt und empfindet.
Seine Empfindungen spiegeln sich häufig in den Bild- und Objekttiteln wider. Da kommt dann bei aller Präzision und Akkuratesse auch ein wenig Witz zum Ausdruck. Ob er nun Objekte baut, ob er Zeichnungen farbig fasst oder schwarz-weiß ausführt – festlegen möchte Karl Schmeichel sich nicht. Er guckt weiter, was ihn interessiert – und was er im Garten und auf der Wiese hinter seinem Haus noch so ausgräbt.

Peter Groth

Eröffnungsrede zur Ausstellung von Karl Schmeichel
Laudatorin: Maria Mathieu (Künstlerin)
in der Wassermühle Südweyhe / Vernissage am 6. August 2022 

Karl Schmeichels Leidenschaft für das Gestalten begann bereits in seiner Kindheit und Jugend in Celle, wo er gemeinsam mit seinem Bruder experimentieren konnte. Eisen, Metalle, aber auch Hölzer faszinierten beide. Und so enstanden – und auch nach vielen Rückschlägen – eine, aus einem Stück Holz, einem Ast geschnitze Nachbildung einer Gorch Fock. ‘Und die war richtig gut’, sagt Karl heute noch mit leuchtenden Augen. Aus diesen frühen Zeiten exsitieren z.B. handgetriebene Kupferschalen, ein kirchliches, kupfernes Taufbecken, das Aquarell ‘Hufschmied’ > (zeigen), welches ich bereits kunstfertig finde, und das bemerkenswert ist im Hinblick auf diese heutigen Arbeiten.
In einer besonderen Ecke seines weitläufigen Gartens, seiner ‘Schatzkammer’ lagern Rostplatten, Schrauben, Rohre und Pumpen, alle mit Rost veredelt, so wie es seiner Vorliebe entspricht. Denn aus weggeworfenem Material etwas ganz Neues zu schaffen ist seine Vision: ‘ nichts vergeht, ohne das Neues entsteht’

Die Voraussetzungen, um diese Art von Kunst zu schaffen, sind vor allem Vorstellungskraft. Sind Materialkunde in Verbindung mit handwerklichem Können, denn … so ein ironischer Kommentar zur Kunst: Karl Kraus zugeschrieben: Kunst kommt von Können. Käme sie von Wollen, hieße sie ja W-unst!
Und diese glückliche Verbindung von Kennen und Können plus einer gehörige Portion Phantasie macht den Künstler und seine Kunst aus.
Noch heute können Diplomant* innen einer Kunsthochschule einen Meisterbrief erlangen, das heißt ja, Kunst zählt noch immer zum Handwerk.

Bei Karl Schmeichel kommt beides zusammen: eine Ausbildung zum
Maschinenschlosser mit der er anschließend an der Konstruktion von Maschinen in der Pharma Industrie mitwirkte, und dabei sein Auge für Millimeter genaues Zeichnen schulen konnte. Nach zwischenzeitlichem Ausflug in den Möbelbau, folgte ein Aufbaustudium an der Staatlichen Werkakademie für Gestaltung in Kassel. Aus dieser Zeit stammen Skulpturen aus Holz und Beton, die Grenzgänge zwischen Kunst und Alltagsgegenständen zeigen.

Bis dahin hatte er längst mit dem künstlerischen Zeichnen begonnen, was naheliegend war, denn er hatte durch diese Vorbildungen seinen ästhetischen Blick geschult. Er begann ausgewählte Motive zu fotografieren, Reihungen und Muster, Maschinenteile und grafische Anmutungen in der Landschaft, wie Bäume, aber auch Stromdrähte und – trassen, amorphe Linien, Räderwerke, Pumpen und Treibriemen.

Dieses Fotomaterial benutzt Karl Schmeichel mit Phantasie und Akribie, bringt es auf Papier und arbeitet danach Licht und Schatten heraus, verstärkt Strukturen – damit Bäume, ein Wald, so aussehen kann, wie Sie in hier sehen. Er betont die Formen, wie er sie sieht, und treibt manches davon ins Unendliche, sodaß ein rohes Brett, ein Naturwald, ein Hochspannungsmast zu einem Gewirr von Linien, von Verdichtungen wird. Ohne dabei das Ausgangsbild aus den Augen zu verlieren, erschafft er eine irritierende Räumlichkeit. Ja, auch eine Körperlichkeit des Motivs durch Schattenmodulierung, aber ohne die zeichnerische und anatomische Richtigkeit zu verlassen.
Als Werkzeug für seine Zeichnungen bedient er sich der Tuschefeder oder eines Buntstiftes. In seinen Händen eignen sie sich hervorragend für die Wiedergabe einer Halde von Zuckerrüben, von der Struktur eines abgeernteten Ackers, von Sträuchern und eben Bäumen. Hier zeigt er seine Sicherheit in Komposition und Bildaufbau. Grafische Linien und Striche faszinieren Karl Schmeichel dabei mindestens genauso wie das Motiv selbst.

Bei allem experimentieren aber bedenkt er immer den Kontext des Motivs, das ist ihm wichtig. Denn er überträgt das Technische ins allzu Menschliche: und das macht er mit Hilfe seiner Titel, wie “Reste aus einem musealen Endlager’, ‘Vernetzt oder ‘Die große Gier! Da ich, wie sie alle hier Betrachterin bin, ist diese Zeichnung eines meiner Lieblingsbilder.

Ein besonderes Augenmerk möchte ich auf neuere Arbeiten, die Rostbilder lenken.
‘Ich bin ein Metaller sagte in einem früheren Gespräch nicht ohne Stolz. Davon zeugt die Serie aus gefundenen, dünnen Metallplatten mit eingefressenen Löchern und farblichen Abstufungen von Rost. Diese Arbeiten haben hat ihn lange beschäftig. Denn es musste bei ihnen sowohl die Eigenständigkeit des Objekts, als auch eine künstlerische Transformation gelingen, was in der Regel der schwierigere Part ist.

Rost entsteht durch die Verbindung von Sauerstoffeinwirkung und Wasser, durch Oxidation; für uns meist eine ungeliebter Begleiterscheinung. Da ich diese Leidenschaft nur bedingt nachempfinden kann, habe ich gelesen: Eine Metallplatte von 1,5 mm Dicke braucht ca. 60 Jahre, bis sie durch gerostet ist. Erstaunlich. Im Volksmund nennt man Rost Eisenfresser, welcher immer schon gefürchtet war, wie z.B. in Kriegszeiten, wo er die Kriegsmaschinerie unbrauchbar zu machen drohte. Rost trägt die Signatur des Vergänglichen, des Morbiden, der Ablösung.

So konnte sich das Sprichwort bis heute halten: ‘wer rastet, der rostet’, soll heißen: der ist schon zu Lebzeiten so gut, wie ‘tot’. Bereits in der Bergpredigt warnte Jesus in einem allegorischen Bild: niemals Schätze anzusammeln, weil der Rost sie zerfrißt.
Und nicht zuletzt sang Niel Yang 1979 ‘Rust never sleep’ Rost schläft niemals: und er meinte: damit lieber ausbrennen, als vom Rost gefressen werden’.
Rost: das Traumabild des Industriezeitalters, denn er ist gefräßig und gibt niemals Ruhe.

Seine Leidenschaft teilt Karl Semeichel jedoch mit einigen, wenigen Vorbildern, wie einem der größten, zeitgenössischen deutschen Maler, Anselm Kiefer. Er, Kiefer, der 1944 in Donaueschingen geboren wurde und in seinen überdimensionalen Leinwänden (oft bis zu 3,00 x 6,50m groß) und seinen Objekten seine Verarbeitung des Naziregiems zeigte, wurde in Deutschland stark kritisiert und gemieden. In den 70ziger Jahren wollten die Deutschen keine Kriegsszenarien mehr sehen. Dabei ist es doch gerade Aufgabe der Kunst, den Finger in die gesellschaftlichen Wunden zu legen.

Als Konsequenz aus diesem Unverständnis zog Anselm Kiefer sich 1993 nach Südfrankreich zurück. Dort arbeitet und lebt noch immer mit seiner deutschen Frau. Deutschland hat mit ihm einen seiner wichtigsten Protagonisten verloren, dessen Bilder aktuell für 3,5 Millionen Dollar verkauft werden. Auch Anselm Kiefer benutzt für seine bleischweren Werke Titel wie ‘Margarete’, Wege der Weltweisheit, ‘Die Meistersinger’, ‘Die Ungeborenen” und ‘Sternenfall. Für Karl Schmeichel ist er ein
Seelenverwandter.

Karl Schmeichel arbeitet gerne mit Rost. Er gibt diesen Eisenplatten eine neue Bestimmung, indem er sie reinigt, mit Sand bestreut und mit Pflanzenfarben oder Eitempera bemalt. Es entsteht dabei eine farbliche Anmutung, ganz im Gegensatz zu dem vorher gehörten, und doch ist der Auflösungsprozess ist dabei immer beabsichtigt, denn ‘nichts vergeht, ohne das Neues entsteht’

Nehmen Sie sich bitte Zeit für diese Bilder und Objekte, damit sie ihre Schönheit entdecken können.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Laudatio zur Ausstellungseröffnung
von Alexander Eggert in Meldorf
Vernissage am 19. November 2021

Sehr geehrte Gäste, liebe Freunde und Förderer des Schleswig-Holsteinischen Landwirtschaftsmuseums,

zunächst möchte ich die Gelegenheit nutzen und Sie alle herzlich willkommen heißen zur Eröffnung dieser Ausstellung und Ihnen zu Ihren Kommen gratulieren. Denn es wird heute nicht weniger als eine Premiere begangen: Es ist das erste Mal, dass Herr Schmeichel in Schleswig-Holstein ausstellt. Außerdem blieb die Galerie der Neuen Holländerei coronabedingt schon viel zu lange ohne Ausstellung. Daher freut es mich außerordentlich, dass wir nach dieser langen Corona-Zeit – die bedauerlicherweise eine ungewollte Winterverlängerung erfährt – einen Künstler präsentieren dürfen, der nicht besser zum Schleswig-Holsteinischen Landwirtschaftsmuseum hätte passen können als es Karl Schmeichel tut.

Dies liegt einerseits an den gewählten Motiven und Objekten: Pflug, Schwungräder, Schraubstöcke, Pumpen, Blechverkleidungen oder eben auch Felder und geerntete Futterrüben – die inhaltliche Verbindung ist augenfällig. Und keineswegs zufällig: Karl Schmeichel ist von seiner ersten Profession her Maschinenschlosser, weshalb ihm auch Landtechnik und Landwirtschaft nicht fremd sind. Technisches Verständnis, Materialkenntnis, Maßgenauigkeit sind ihm eigen und finden sich in seinem gestalterischen Schaffen deutlich wieder.

Aber es ist andererseits eben weit mehr als die detailgenaue Übertragung des Gesehenen: So wie es der Schweizer Kunsthistoriker Georg Schmidt für die Kennzeichnung des bildnerischen Naturalismus zu fassen suchte, kommen bei den Zeichnungen Schmeichels einige identische Kriterien zum Tragen: Räumlichkeit, Körperlichkeit (bezogen auf Perspektive und Schattenmodellierung), Stofflichkeit, zeichnerische und anatomische Richtigkeit sind prägende Darstellungsmittel und -absichten.

Doch es bleibt nicht ausschließlich bei der korrekten Abbildung des Objekts, der Darstellung der „äußeren Natur“ der Sache: Zum Bild gehört der Kontext. Der Kontext, in dem das Objekt zum Zeitpunkt des Betrachtens steht bzw. stand, und der Kontext, in den der Künstler es durch seine Betitelung setzt.

Es löst bewusst Widerspruch aus: Technik – gemacht fürs Funktionieren, für das Bestehen bis zum Verschleiß. Doch das von Karl Schmeichel Dokumentierte ruhte, darbte … bis es durch die Wiederentdeckung und erfahrene künstlerische Umsetzung trotz aller ihr innewohnenden Statik neues Leben eingehaucht bekommt. „Denn nichts vergeht, ohne das Neues entsteht…“ Insofern ist die künstlerische Umsetzung quasi als ein denkmalpflegerischer Akt zu bezeichnen.

Zudem wählt Karl Schmeichel als Titel seiner Werke oft das Lebendige, die Aktion, überträgt technische Abläufe auf menschliche Handlungen und Wesenszüge, findet aber auch das Animalische. Es ist die sprachliche Brücke zum Animus, zum Geist, zur Seele des Objekts, das in seinem Fokus steht.

Und so ist auch der Titel der Ausstellung wohlweislich gewählt: „Denn nichts vergeht, ohne das Neues entsteht …“ Er verweist auf das Prozessuale des Objektkontextes – und das schließt alle von ihm abgebildeten Motive ein, seien es technische Körper oder Elemente aus der Natur: Ablösung, Abnutzung, Gebrauch, Verbrauch, Bearbeitung, Pflege, Lagerung, Produktionswandel … alles hat Einfluss auf den Zustand des Objektes und dessen Wahrnehmung – und auch dessen gesellschaftliche Wertschätzung.

Und somit passt der Ausstellungstitel genauso auf das museale Geschehen im Schleswig-Holsteinischen Landwirtschaftsmuseum: Die ausgestellten Exponate konservieren die Geschichte des agrarischen Strukturwandels im 20. Jahrhundert; sie sind Semiophoren, also Dinge, deren Bedeutung nicht nur in ihrem materiellen Wert liegt, sondern in dem Zeugnis, das sie abgeben. Doch sie müssen zum Sprechen gebracht werden – und das immer wieder neu. Damit eben „nichts vergeht, ohne das Neues entsteht …“

Lieber Herr Schmeichel: Vielen Dank, dass Sie dies mit Ihrer Zusammenstellung auf so hohem zeichnerischen und gestalterischen Niveau vermitteln, die Objekte zum Sprechen bringen! Und meinen persönlichen Dank dafür, dass Sie Ihre Ausstellung uns zu Ehren mit einem Werk erweitertet haben, das unseren Lanz Bulldog aus der Ausstellung zeigt. Dies weiß ich sehr zu schätzen!

Ich wünsche uns allen viel Vergnügen, und danke Ihnen für die Aufmerksamkeit!

Alexander Eggert
Museumsleiter Schleswig-Holsteinisches Landwirtschaftsmuseum Meldorf